Tippen. Schreiben. Jetzt gerade. Etwas oberhalb dieser Zeilen, die gerade entstehen, stehen andere. Zeilen aus einer anderen Zeit. Es sind die Relikte angefangener Artikel, die ich nie zu Ende schrieb.
Vielleicht wird auch diesen Text das gleiche Schicksal ereilen.
»All these moments will be lost in time, like tears in rain.«
Wer den Film Blade Runner kennt, weiß, was dieses Zitat bedeutet. Es sind die letzten Worte eines Menschen, der eigentlich keiner ist. Ein Replikant, eine menschengeschaffene menschengleiche Kopie, dazu bestimmt, auf fremden Planeten neuen Lebensraum zu erschließen.
Ich habe lange über diese Szene nachgedacht. Sie wirft den Menschen vor, nicht mehr menschlich zu sein. Die Maschine ist in ihrem Handeln menschlicher als der Mensch. Der Film appelliert an die Menschen, sich daran zu erinnern, wer sie sind und warum sie sind.
In den letzten Monaten habe ich mich oft gefragt, wer ich bin. Nicht aus einem egozentrischen Bestreben heraus, mich selbst bestätigen zu wollen, sondern weil ich mich gefragt habe, wo ich wirken kann, in diesem Land.
Die anfängliche Naivität und Freude war weg.
Die Kälte war da.
Innere Kälte.
Abstand.
Mit Idealen bin ich losgezogen. Ich hatte den Traum, mit meinem Handeln die Welt ein wenig besser zu machen.
Jede Woche bin ich in die Dörfer Vardisubani, Heretiskari und Eniseli gefahren.
Jede Woche war es sinnlos.
Jedenfalls fühlte es sich so an, mitten im georgischen Winter.
Ich war alleine. Niemand begleitete mich. Niemand hatte mich jemals in die Dörfer begleitet. Manchmal waren die Zentren abgeschlossen, ich kam nicht hinein. Wer kam, waren die Jugendlichen. Jugendliche, die kein Wort Englisch verstanden.
Ich baute auf. Suchte den Kontakt. Richtete feste Zeiten ein. Die Jugendlichen kamen.
Es kamen viele. In Vardisubani waren es erst fünfzehn. Dann zwanzig. Nach dem dritten Treffen dreißig. Wir hatten Spaß. Hatten.
Zuhören. Ich wollte den Jugendlichen etwas bieten. Wie? Vor verschlossenen Türen. Mit keinerlei Material und dieser Sprachbarriere.
Sprachbarriere. Was für ein Euphemismus dieses Wort doch ist.
Niemand wusste, was ich machen sollte. Niemand war da, mit dem ich darüber reden konnte. Tamuna, meine Gastmutter, spricht kaum Englisch und mein Georgisch war schlecht. Sie war eigentlich auch nicht wirklich verantwortlich für mich, die Arbeit betreffend.
Niemand wusste, wer für was verantwortlich war. Zwischen den Koordinatorinnen der Gemeindezentren, Tamuna und der Person, die seitens der georgischen Partnerorganisation entschied, mich als Freiwilligen aufzunehmen, sah sich keiner verantwortlich.
Die einzige Begleitung, die ich seitens meiner Partnerorganisation hatte, war das famose Versprechen, ich könne jederzeit Anrufen, falls es ein Problem gäbe. Den einzigen Gedanken, den die Person, die entschied, mich als Freiwilligen aufzunehmen, sich über meine Arbeit gemacht hatte — mir sagte — war, dass ich den Leuten auf dem Dorf doch mal eine andere Perspektive zeigen solle. Viele hätten noch nie einen Europäer gesehen. Ende.
Wie im Zoo. Fünfzehn Jugendliche stehen vor mir. Was soll ich machen. Sie verstehen mich nicht. Wissen nicht was sie wollen.
Zaubern kann ich nicht. Durch Hände auflegen wird auch niemand Englisch lernen.
Die mangelnde Förderung von Individualität, Eigeninitiative und Mündigkeit ist das größte Problem dieser patriarchalen Gesellschaft.
Was habe ich hier verloren? Ich kann nichts verändern. Ich bin ein kleiner Freiwilliger, frisch von der Schule, konfrontiert mit…ja mit was?
Am Anfang hat mir die Armut nichts ausgemacht. Jede Woche, wenn ich an den Baracken in Heretiskari vorbeiging, war ich eher Dankbar. Dankbar, hier wirken zu dürfen.
Baracken, manche Häuser bewohnt andere unbewohnt — beide arm, vieles kaputt.
Ich baute auf. Suchte den Kontakt. Richtete feste Zeiten ein. Die Jugendlichen kamen. Ich hatte es geschafft, Kontakt zu den Jugendlichen zu finden. Eine Kommunikationsbasis.
Er funktionierte.
Manchmal.
Manchmal war es schön. Augenblicke für die Ewigkeit. Es gab sie.
Die Probleme, die ich glaubte, umschifft zu haben, holten mich ein. Alles Rauch und Schall — Schall und Rauch.
Ich war immer noch alleine. Das Gerüst, das ich glaubte gebaut zu haben, stand von Anfang an auf Streichhölzern.
Jetzt war es anders, die schlammige Straße von Heretiskari entlangzugehen, vorbei an den Baracken, hin zum Gemeindezentrum. Resignation und Ohnmacht. Was kann ich hier tun? Ich, der in meiner Tasche mehr Bargeld habe als alle Bewohner des Dorfes zusammen.
Wenn ich doch mit dem Geld zaubern könnte.
Es war als hätte es die ewigen Momente, die wunderbaren Momente, nie gegeben. Die dunklen Stunden im Winter zogen sich dahin. Ewige Langeweile, die im Nachhinein kürzer als die Augenblicke sind, weil sie leer waren. Leer wie ich manchmal selbst.
Zeit. Die gemessene Zeit ist eine Sache, die gefühlte eine andere. In Georgien haben die Leute viel Zeit. Zu viel, weil es keine Zeiteinteilung gibt. Es gibt kein Frühstück, Mittag- und Abendessen. Man isst, wenn man hungrig ist. Man schläft nicht Nachts, man schläft, wenn man müde ist. Die Nacht ist keine Einheit mehr, die Tag von Tag trennt und es möglich macht, die Zeit wahrzunehmen.
Haltlos verloren in der Zeit.
Die Zeit hat in ihrem Überfluss keinen Wert. In Westeuropa ist es nicht anders. Nur andersrum. Die Überstrapazierung der Zeit führt zur selben Konsequenz.
Monotonie. Im Winter zieht man sich ins Haus zurück. Draußen ist es eigentlich gar nicht so kalt, in den Häusern dann doch, denn sie sind meist schlecht isoliert.
Jede Familie zieht sich in das eigene zurück. Schotten dicht.
Nur ein Raum wird beheizt. Den ganzen Tag verbringt die ganze Familie gemeinsam. Vor dem Fernseher.
Nur für die Arbeit verlässt man das Haus. Sofern man Arbeit hat — die Arbeitslosenquote ist hoch.
Ansonsten gibt es nichts.
Wenn die Jugendlichen Freunde treffen wollen, dann machen sie das auf der Straße. Wo sonst? Wo es im Winter doch nur warme Wohnzimmer mit der eigenen Familie drin gibt.
Restaurants kommen nicht infrage — zu teuer.
Kneipe? Zuhause wird genug getrunken, wozu eine Kneipe?
Cafés? Zu teuer, zu kalt.
Ich lebte mit der Zuversicht, dass es bald Sommer werden würde und damit alles besser.
Nach Eniseli fuhr ich mit der Marschrutka zwei Stunden lang. Manchmal war niemand da. Die Tür verschlossen. Mal funktionierte die kleine Elektroheizung nicht. Klamme Finger.
Der Raum dort bietet Platz für einen Stuhlkreis von zehn Plätzen — wenn denn ganze Stühle da sind, nicht nur rostige Metalstangen.
Jugendliche kamen.
Eigentlich Kinder.
Fünfzehn sechs, bis elfjährige.
Wer schon Mal fünfzehn Kinder zu beaufsichtigen hatte, weiß, dass das — auch bei einer gemeinsamen Sprache — nicht einfach ist.
Hoffnungsorte. Ich habe gelernt, Musik wirklich wertzuschätzen. Musik wurde zur Flucht. Musik half bei fehlender Motivation.
Musik, technisch das gleiche, wie die Stimmen von Freunden und Familie aus dem Telefon. Ohne den Rückhalt aus Deutschland hätte ich diesen Winter nicht überstanden. Komischerweise, habe ich mir nie die Frage gestellt, ob ich den Freiwilligendienst abbrechen sollte. Ich hätte mich als gescheitert gesehen. Nicht nur in Georgien.
Wie geht man damit um, mit diesem hilflosen Alleine-sein?
Nur das Gleichgültige ist frei.
Jetzt, einen Tag vor der Ausreise, ist das, was ich im Winter erlebt habe, in weite Ferne gerückt. Mit dem Frühling kam neue Energie. Ich konnte wieder richtig um mich schauen. Sehen. Jetzt schreiben.
Glücklich sein.
Wenn es ein Wort gibt, mit dem ich dieses Jahr beschreiben müsste, dann wäre das Dankbarkeit.
Mein gefühlt erster und letzter Facebook-Post aus Georgien (7. August 2018):
»Während des letzten Jahres habe ich versucht, Facebook so weit wie möglich zu vermeiden. Aber jetzt, am Ende dieses Jahres denke ich, ist es Zeit, doch etwas Kleines zu schreiben. Ignorieren wir diesmal die sogenannten Datenschutzrichtlinien von Facebook.
Morgen werde ich Lagodekhi verlassen. Das ist viel zu wenig Zeit, um richtig Danke sagen zu können.
Lebt wohl.
Die Zeit fliegt dahin.
Wenn ich jetzt an die ersten Tage in Georgien denke, kann ich mich nur noch an einen Bruchteil meiner Gefühle von damals erinnern. Aber schon dieser kleine Teil ist es wert. Ich erinnere mich, wie wir Freiwilligen gemeinsam vom Flughafen nach Tskneti gefahren sind, wie ich durch die Scheiben des Autos das Land sehen konnte, für das ich Fremder war.
Ich erinnere mich an die späten Abende, an denen ich Tbilisi von oben sah und hineinspringen wollte, in diesen Ozean aus Lichtern.
Ich erinnere mich daran, wie ich das erste Mal den großen Kaukasus sehen durfte, ein neuer Horizont über dem Alazani-Tal, friedlich wie ein schlafender Drache.
Ich erinnere mich an den ersten Abend in Lagodekhi, den ich mit zwei Fremden verbrachte, und die jetzt meine Freunde sind.
Ich erinnere mich an die Begegnungen, die folgten.
Danke.
Die Familie, bei der ich die Chance hatte, leben zu dürfen, akzeptierte mich als dritten Sohn, als Bruder, als Enkel.
Im Winter, als ich Heimweh hatte, habt Ihr mir geholfen.
Danke.
All die Mahlzeiten mit und von Bebo, meiner vierten Oma, waren die tiefgründigsten Lektionen und Diskussionen, die ich auf georgisch geführt habe. Danke Bebo.
Tamuna, Du bist nicht nur die Mutter Deiner Kinder, sondern auch die der Gemeindezentren, die Du in Kakhetien aufgebaut hast. Deine immerzu positive Energie bricht Mauern auf. Danke, dass Du sie mit mir geteilt hast.
Giorgi, Du hast mir beigebracht, wie man ein richtiger Tamada ist — insbesondere ein demokratischer. Ich werde die langen Abende an den Supras noch lange in Erinnerung behalten. Genauso unsere Projekte.
Tazo, mit Dir Filme zu gucken und Abends raus zu gehen, hielt mich am Laufen. Viel Erfolg in Tbilisi.
Danke.
Deme, wir haben nicht ganz so viel miteinander geredet, trotzdem glaube ich, dass Du noch Präsident Georgiens werden wirst.
Einmal berichtete mir Bebo, dass die Nachbarn gesagt hätten, ich hätte schon georgische Farbe bekommen und sähe anders als die vielen Touristen aus. Was nun diese georgische Farbe genau ist, weiß ich nicht.
Was ich weiß, ist, dass alle, die mich mit ihr bemalt haben, in meinem Herzen bleiben werden.
Motorenlärm. Kinderrufe. Während ich diese Zeilen zurechtlege, mischen sich zu den Gitarrenklängen Pink Floyds aus meinen Kopfhörern die Alltagsgeräusche aus der Marschrutka. Musik ist nicht mein Leben, aber das Leben ist Musik. Gerade an Tagen wie heute.
—
Es ist Montag, siebzehn Uhr siebenundzwanzig — Die Sonne geht unter. Nur die schneebedeckten Spitzen des Kaukasus, dreißig Kilometer entfernt und doch das ganze Sichtfeld einnehmend, leuchten den Abend ein. Ich befinde mich in Vardisubani, einem kleinen Dorf, zwanzig Kilometer südwestlich von Lagodekhi. Es ist halbwegs warm. Zehn Grad. Gerade stehe ich an der Hauptstraße und warte auf die Marschrutka, die mich nach Hause bringen wird. Wie, Marschrutka? Ja, Marschrutka. Sie ist eine Sache für sich. Es gibt nicht »die Marschrutka«. Jede sieht anders aus, und jede hat einen anderen — mehr oder weniger großen – Schaden. Mal hat sie eine brüchige Windschutzscheibe, keinen Kühler, oder sieht einfach nur so aus, als könnte jeder kommende Kilometer ihr letzter sein. Eine Marschrutka kommt nie zu spät, sie kommt auch nie zu früh — eine Marschrutka kommt immer dann, wenn ihr Fahrer es für richtig hält. Außerhalb von Tbilisi ist sie das verlässlichste und günstigste öffentliche Verkehrsmittel in Georgien. Das mit ihrer Pünktlichkeit ist zwar immer so eine Sache, aber an Abenden wie heute, mit Blick auf den Kaukasus, da wartet man doch gerne. Jede Woche stehe ich hier und warte.
Die Atmosphäre an diesem Wartestand ist von einer rasanten Gemütlichkeit geprägt. Drei herrenlose Kühe traben erhaben auf der Straße vorbei. Auf der anderen Seite warten Taxifahrer plaudernd auf Kundschaft. Die Sonne sinkt und im Sekundentakt brettern Autos in überhöhter Geschwindigkeit vorüber.
Ein Grund mehr, der das Warten in Vardisubani nicht langweilig macht, sind die nicht ausbleibenden Rufe der Dorfjugend. Dorfjugend ist ein dehnbarer Begriff. Bis zum Schluss bleiben meistens die ganz jungen Junx, so um die sechs Jahre alt. Sie begleiten mich vom Jugendzentrum bis zur Marschrutka-Station und prüfen dann wöchentlich, ob mein Georgisch denn schon besser würde. Einer von ihnen, der kleine Gio — er reicht mir etwa bis zum Bauchnabel – hat mir bereits erklärt, er spräche Französisch und habe eine Oma aus Frankreich.
Ein kleiner Einschub beim Namen Gio: Giorgi, wie der Name ganz lautet, ist wohl der verbreitetste männliche Vornahme in Georgien. Falls man mal den Namen seines Gegenübers vergessen hat, kann man es ruhig mit Giorgi probieren. Die Chance, richtig zu liegen, ist groß. Bei den Mädchen gilt gleiches für den Namen Mariam.
Nun, weshalb mich der kleine Gio jede Woche zur Marschrutka begleitet, ist einfach zu erklären. Ich habe angefangen zu arbeiten. Seit nun einem Monat fahre ich jeden Montag nach Vardisubani, um dort meiner Arbeit nachzugehen.
Als ich mich das erste Mal auf den Weg dorthin machte, wusste ich nichts. Ich wusste nicht genau wo das Jugendzentrum lag, ich wusste nicht, wie viele Kinder da sein würden, und ich wusste nicht, was von mir erwartet wurde. Nix. Tatsächlich war ich erstmal überhaupt froh, auf dem Weg zur Arbeit zu sein. Denn von Mitte September bis Ende Oktober gab es neben Supras und allerlei anderen interessanten Dingen, keine Jugendarbeit für mich.
Nun, als ich in Vardisubani ankam, war ich unglücklicherweise nicht der einzige, der nix wusste. Niemand wusste etwas. Anwesend waren fünfzehn Jugendliche und die Koordinatorin des Zentrums. Sie sprach kein Englisch, und nach einigen Minuten war sie verschwunden.
Insgesamt also jede Menge Gründe, direkt wieder zu gehen.
Zwei Monate später bin ich froh, es nicht getan zu haben. Mittlerweile treffen wir uns jede Woche, um gemeinsam zu fotografieren. Eine weitere Schwierigkeit dabei: Die Jugendlichen haben meistens nicht mehr als ihre Handykamera. Manche haben sogar gar keine Kamera.
Es hängt von der Betrachtungsweise ab, ob das nun ein Problem ist oder nicht. Tatsächlich bestätigt sich dabei etwas Entscheidendes: Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf. Es bedarf keiner großen Optik und einer Spiegelreflexkamera um ein gutes Bild zu schießen. Nicht die Lichtstärke, der große Sensor und das Bokeh (Der unscharfe Hintergrund, der Fotos professionell aussehen lässt), machen ein Foto unbedingt wertvoll. Das versuche ich den Jugendlichen zu vermitteln: Egal wie gut die Technik ist, sie hat immer eine Grenze. Zu sehen, wie die Jugendlichen sich am Fotografieren freuen, und selbst kreativ werden, ist großartig.
Jede Woche fahre ich in zwei weitere Dörfer. Von einem, Heretiskari, möchte ich genauer berichten. Auch dort gab es für mich keinerlei Einführung oder Vorstellung. Ich war einfach da. Um mich herum fünfundzwanzig Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis neunzehn. Dem ersten Anschein nach sprach keiner Englisch. Im Laufe des ersten Treffens stellte sich heraus, dass einer von ihnen doch wenigstens etwas Englisch konnte. Es ist eine faszinierende Sache, Spiele oder Projekte anzuleiten, ohne auf eine gemeinsame Sprache zurückgreifen zu können.
Es ist anstrengend.
Es ist wunderbar.
Es ist wunderbar zu sehen, wie die Jugendlichen sich begeistern, und sei es für ein einfaches Gruppenspiel. In ländlichen Regionen wie dieser hier, gibt es eben weder qualifizierten Englischunterricht noch Jugendarbeit.
Dabei gibt es immer wieder bewegende Momente – Augenblicke für die Ewigkeit: Einmal, als ich mit den Jugendlichen Hängemännchen spielen wollte, war es ein kleines, siebenjähriges Mädchen, dass als erste ein Wort präsentierte. Den Stolz in ihren Augen zu sehen, als ihr Wort erraten wurde, dass sie auf Englisch geschrieben hatte, die Begeisterung der älteren, die ihrem Beispiel folgen wollten und sich um den Stift rissen: wunderbar.
Da sind die Junx, die mit mir Armdrücken wollen und, wenn wir es nicht tun, trotzdem zuhören und teilhaben.
Da ist die neunzehnjährige Lia, die nie lachen will und beim Spiel »Schenk mir ein Lächeln« dann doch rumgekriegt wird — nach zahlreichen Versuchen der Gruppe.
Die Treffen laufen nie so ab, wie ich sie plane. Jedes Mal gibt es eine Überraschung. Mal liegt das an Kommunikationsproblemen, oder mal daran, dass die erwarteten Jugendlichen nicht kommen, dafür aber eine Horde kleiner Kinder (Nichts gegen eine Horde kleiner Kinder). So ist es erforderlich nicht nur einen Plan B, sondern auch einen Plan C und D parat zu haben. Das ist anstrengend, lohnt sich aber. Ob in Deutschland oder im letzten Zipfel Georgiens: Motivierte Jugendliche sind motivierte Jugendliche und wenn sie es mal nicht sind, können sie es noch werden.
Der Tag, an dem ich fast betrunken zur Arbeit kam.
Die ersten Monate waren wie ein Höhenflug. Ohne gemeinsame Sprache, mit und ohne Bier (Wein funktioniert auch) habe ich wunderbare Begegnungen machen dürfen. Und seien sie noch so kurz und flüchtig.
Eines Tages fuhr ich, wie sonst auch, mit der Marschrutka nach Hause, als mich der Fahrer fragte, woher ich denn käme. Als Ausländer fällt man auf. Ich sagte, aus Deutschland. Er fragte, in welcher Stadt ich wohne und als ich — meine Standardantwort parat — gerade erklären wollte, wo Minden läge, rief der Fahrer »vizi, vizi!« und »Porta Westfalica!«.
Das, was dann mit mir passierte, in diesem Moment, als ein unbekannter Georgier, irgendwo in der Pampa, in irgendeinem dreckigen Bus voller Leute, Minden kannte, lässt sich nicht beschreiben. Es war völlig unerwartet, total überraschend und einfach großartig.
Das Gefühl, in etwas Fremdem Heimat zu finden — und sei es nur für einen Augenblick – , ist unbezahlbar. In diesem Moment war ich, mit all meinen Sinnen, Weltbürger.
Dass es Leute gibt, die das nicht wollen, Leute, die das Wort »völkisch« wieder positiv besetzen wollen, und am liebsten eine Mauer um ihre kleine, heile Welt ziehen würden, kam mir in diesem Moment wie das Dämlichste der Welt vor. Naja, tatsächlich ist es ja auch ziemlich dämlich.
Diese Magie der Begegnung erfüllt auch immer wieder die Arbeit mit den Jugendlichen. Gemeinsames, Sprache und Generationen übergreifendes Spielen, macht unglaublich Spaß.
Wenn man, trotz der Kommunikationsschwierigkeiten und all der Unterschiede, bei den ersten Takten von »Riders on the Storm« das gleiche fühlt — dann geht einem das Herz auf.
Eines Nachts spazierte ich mit meinem Gastbruder durch die dunklen Straßen Lagodekhis. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, aber wir hörten uns gemeinsam das Lied »Du bist die Ruh« von Franz Schubert an. Nur die Sterne leuchteten. Ein wunderschönes Lied — ein wunderschöner Moment. Als die letzten Töne verklungen waren, begann mein Gastbruder von seinem Ur-Ur-Opa, zu erzählen, der in Deutschland Kriegsgefangener gewesen war. Darauf erzählte ich ihm von meinem Ur-Opa, dem das gleiche Schicksal in Russland widerfahren war. Es war ein bewegendes Gespräch von großer Tiefe und Verbundenheit. Seite an Seite, der Georgier und der Deutsche: Zwei Brüder.
Um diesen Abschnitt nicht ganz so pathetisch abzuschließen, möchte ich von einer letzten Begegnung berichten. Meiner Begegnung mit Imeda. Es war an einem Montag, und ich war wieder unterwegs ins Jugendzentrum von Vardisubani, als mich an der Marschrutkastation ein Mann ansprach und fragte, wer ich sei und woher ich denn käme. Es war zwanzig vor vier, und eigentlich hätte meine Jugendstunde schon vor zehn Minuten anfangen sollen. Also sagte ich dem Mann, ich stünde unter Zeitdruck und müsse los. Jedenfalls habe ich das versucht. Ohne viel Georgisch und im Anbetracht der Tatsache, dass es in Georgien weder Zeitdruck noch Pünktlichkeit gibt, war das nicht ganz so einfach. Der Mann, der sich als Imeda vorstellte, sagte mir, ich solle doch bitte mitkommen. Er wies mir einen Platz auf der Wartebank und verschwand im benachbarten Laden. Was zum Geier wollte dieser Typ? Ich hatte keine Ahnung und hätte mich fast verdrückt, als sich der Mann mit zwei Bierflaschen und einer Tüte Chips zu mir setzte. Anfangs war ich etwas skeptisch, doch als die Bierflasche schon halb geleert war, hatten Imeda und ich bereits allerlei Dinge ausgetauscht. So erfuhr ich, dass er zwei Häuser, und früher in der Schule Deutschunterricht gehabt hatte. Zum Beweis rief er »Bär« und zeigte er auf das Bier. Nachdem ich mit »Sakartvelos Gaumardschos!«, das heißt »Sieg für Georgien!«, antwortete, war mein Status als »Megobari germaneli«, als deutscher Freund, besiegelt. Da ich nun wirklich losmusste — es war kurz nach vier — verabschiedete ich mich und wir verabredeten uns für die nächste Woche — auf einen weiteren Liter Bier.
Zum Glück waren die Jugendlichen noch da, als ich am Jugendzentrum ankam. Wir hatten eine gute Stunde — Thema Bildkomposition. Es gab nur ein Problem: Wie alle Biere, hat auch das georgische, eine unvermeidliche Konsequenz: Man muss mal.
Die Jugendlichen haben ’s mir verziehen.
Ein Weihnachten und kein Weihnachten
Mit fünfzehn war ich enttäuscht. Weihnachten war nicht mehr Weihnachten. Plätzchen, Weihnachtslieder und Glühwein wollten selbst nach dem vierten Advent nicht mehr das auslösen, was sie die Jahre vorher ausgelöst hatten. Der Zauber war verflogen. Weihnachten war nicht mehr als eine traditionsbedingte Ansammlung von unverständlichen Bräuchen.
Ein Jahr später sah ich das ganz anders. Ich sah Weihnachten auf andere Weise. Und so war an diesem Heiligabend der Weihnachtszauber wieder da. Bin ich wieder zum Kind geworden? Nein, die kindliche Naivität, durch die Weihnachten immer mysteriös und zauberhaft gewesen war, war nicht zurückgekehrt. Stattdessen hatte etwas Anderes ihren Platz eingenommen: Das bewusste Erleben einer so irrationalen Sache. Diese Sache mit der Weihnachtsgeschichte.
Ich könnte sagen, dass ich — was Weihnachten anging — erwachsen geworden war.
Ein Bruch wie vor vier Jahren, war auch dieses Weihnachten:
Familie? Keine da.
Tannenbaum? Mickrige neunzig Zentimeter groß.
Weihnachtsstollen? Nicht von Oma.
Leonie, Lotte, Hanna und Katja hatten sich dazu entschieden, über die Feiertage nach Deutschland zu fliegen. Johanna blieb in Kutaissi. So bereiteten Benedikt und ich uns darauf vor, zu zweit Weihnachten in Tbilisi zu feiern.
Früh am Morgen des 24ten machten Benedikt und ich uns auf, einen Tannenbaum und das einzukaufen, was man für Weihnachten eben so braucht. Das alles selbst zu machen, und dann noch in einem Land, in dem an diesem Tag gar nicht Weihnachten gefeiert wird, war ziemlich spannend. In Georgien wird Weihnachten erst am 7. Januar gefeiert. Trotzdem, schon einen Monat vorher, konnte man Weihnachten kaum übersehen. Soviel Weihnachtskitsch im öffentlichen Raum habe ich im Leben noch nicht gesehen. Der Höhepunkt war eine Kolonne aus fünf roten, mit leuchtenden Lichterketten und winkenden Eisbären bestückten, Lastwagen. Aus übersteuernden Lautsprechern trällerte es »Jingle Bells, Jingle Bells.«. Nun, dass Jesus in Wahrheit als zwei Liter Coca-Cola Flasche zur Welt kam, ist mittlerweile auch in Georgien bekannt.
Zurück zu unserem Tannenbaum, der noch gekauft werden musste. Auf einem kleinen Flohmarkt fanden wir mehrere Händlerinnen, die uns ihre Weihnachtsbäume präsentierten. Einen schönen Baum zu finden, war gar nicht so einfach. Denn die Tannen, die nicht aussahen wie ein Busch aus der Savanne, stellten sich als Stock mit angeklebten Zweigen heraus. Und das, obwohl die Nordmanntanne ursprünglich aus Georgien kommt.
Zuhause angekommen hieß es erstmal Dekorieren. Der Topf des Tannenbaums wurde mit Packpapier aus einem Paket verkleidet. Aus Selbigem entstand mithilfe einer Nagelschere und eines Müllsacks die Weihnachtskrippe. Für den Weihnachtsbaum bastelten wir Weihnachtssterne aus Collegeblockpapier — wir hatten kein anderes Papier gefunden. Begleitet wurde unser Treiben von den Klängen des Weihnachtsoratoriums. Als es dann auch noch dunkel wurde, und wir bei Kerzenlicht kochen mussten, weil der Strom in der halben Wohnung ausgefallen war, wurde es schon richtig gemütlich.
Gegen halb acht machten wir uns auf zur Kirche. Tatsächlich gibt es in Tbilisi eine kleine evangelisch-lutherische Gemeinde mit einem deutschen Bischof. Fünf Minuten zu spät — wie es sich für einen wohlassimilierten Deutschen (und Schilling) gehört — kamen wir in der Kirche an. Zur Predigt lässt sich sagen: Nach einem fünfmonatigen Gottesdienst-Entzug gerade so annehmbar.
Als dann die Air von Bach ertönte — gespielt auf Klavier und Querflöte – habe ich an meine Familie gedacht, und ein zwei Tränen verdrückt. Das nennt man wohl Vermissen. Gleichzeitig habe ich mich so grenzenlos glücklich gefühlt. In diesem Moment war ich innerlich mit den Menschen neben mir, genauso wie mit allen, die auch Weihnachten feiern, verbunden. In diesem Moment waren es keine dreitausend Kilometer bis nach Minden.
Da war der Zauber von Weihnachten da.
Die Erkenntnis, die ich mit sechzehn hatte, wurde um eine weitere ergänzt: Weihnachten kann auch unter Freunden, ohne Familie, ohne irgendeine Selbstverständlichkeit und gerade deswegen, in einem fremden Land, ziemlich schön sein.
Die Neujahrs-Supra
Seit ich in Lagodekhi angekommen bin, wurde sie immer wieder erwähnt: Die Neujahrs-Supra. Highlight des Jahres und für die Georgier das wichtigste Fest. Je näher Neujahr rückte, desto gespannter wurde ich. Eine Woche bevor es losging, wurde eifrig vorbereitet. Das heißt, die Frauen standen in der Küche und die Männer saßen auf dem Sofa. Meine Gastoma beklagte sich immer wieder, wie viel Arbeit das denn wäre, wollte aber nichts davon hören, als ich vorschlug, wir Männer könnten doch auch mal helfen.
Bevor die Supra losging, fand im Stadtzentrum ein großes Volksfest statt. Ganz Lagodekhi war dort versammelt. Als Teammitglied hatte ich bei der Vorbereitung geholfen, einige Promo-Videos gedreht und begleitete nun das Event mit der Kamera. Die Eindrücke reichten von Kitsch bis Kriegsgebiet. Von der an das Zentrum angrenzenden Straße stieg Rauch auf. Immer wieder explodierten Böller. Das Wort »Böller« passt nicht so ganz. Eigentlich waren es eher kleine Bomben. Laut detonierend machten sie die Straße zu einem Schlachtfeld. Die Polizei stand direkt daneben und schaute zu. Da sehnt man sich dann doch nach den noch so kleinkarierten deutschen Standards.
Um zwei Uhr morgens ging es nach Hause, zur Supra, dessen Tamada — Tischmeister — ich sein sollte. In Georgien gibt es die Tradition, dass der erste, der das Haus im neuen Jahr betritt, ein Gast sein muss. Dieser sog. »მეკვლე — Mekvle«, eröffnet die Supra, indem er das Haus der Gastgeber segnet und ein Geschenk überreicht. Anschließend übergibt er das Wort an den Tamada.
So fing ich mit den ersten Trinksprüchen an. Diese folgen einem festgelegten Schema: Sie widmen sich den Königen, dann dem Vaterland und den Vorfahren. Danach ist es der Kreativität des Tamadas überlassen, geeigneten Inhalt zu finden. Nachdem das Wesen der menschlichen Existenz ausreichend erläutert und begossen war — jedes Mal mit einem Glas Wein — gingen die Familiensöhne, einschließlich mir, zur nächsten Supra.
Um den weiteren Verlauf zusammenzufassen, lässt sich sagen: Ein Wunder, dass wir am nächsten Morgen noch nach Hause gefunden haben.
Wo wir trinken, wo wir lieben
Als nun mittlerweile dritter Sohn habe ich, dank meiner Gastfamilie, rund um die Uhr Teil am georgischen Leben. Und das ist geprägt von planmäßiger Planlosigkeit. Trotzdem lassen sich ein paar Allgemeinheiten festmachen. Egal ob am Wochenende oder unter der Woche, die Abende sind lang. Vor Mitternacht ist keiner im Bett — auch nicht mein zehnjähriger Gastbruder. Um zwölf Uhr nachts geht es meist geschäftiger zu als um zwölf Uhr mittags. Hin und wieder passiert es, dass meine Gastoma um zwei Uhr morgens entscheidet, staubzusaugen. In diesem Fall: Danke an die Ingenieure des Staubsaugers, denn der ist wie ich, auch deutscher.
Entsprechend spät steht man auch am nächsten Morgen auf. Wenn ich mal entscheide, früh aufzustehen — so um neun Uhr herum — dann begegne ich meist niemandem im Haus.
Am Georgs-Tag, dem 23. November, rief mich mein Gastbruder um halb zwei nachmittags zum Frühstück. Die ersten Worte, die mein Gastvater an mich richtete waren: »Willst du Kognak?«
Damit sind wir auch schon wieder beim Thema Alkohol. In den letzten fünf Monaten habe ich sicherlich mehr Schnaps getrunken als in meinem ganzen Leben zuvor. Ausschließlich Selbstgebrannten. Nirgendwo wird die Ambivalenz von Alkoholkonsum deutlicher als hier. Ein Mann, der vom Balkon herunter auf die Straße kotzt oder zwei Betrunkene, die im Dunkeln auf einer Schnellstraße herumtorkeln, sind keine Einzelfälle. Gleichzeitig ist Alkohol aber eben auch eines der besten Werkzeuge zur Völkerverständigung. Und solange er als solches fungiert hat er durchaus seine Berechtigung. Der Geschmack ist vielleicht auch eine Legitimation, auf die in Kachetien allerdings nicht so viel Wert gelegt wird:
Nachdem ich meinem Gastvater geholfen hatte, den eigenen Hauswein zu keltern, und wir ihn am selben Abend noch probierten, sagte ich natürlich, er schmecke großartig. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn ein Wein, der nicht mal einen Tag gereift ist, kann auch nur entsprechend schmecken. Wein schmecke erst nach dem dritten Glas — erklärte mir daraufhin (nach dem fünften Glas) mein Gastvater. Verzerrte Gesichter nach einem Glas Wein sind auch für Georgier aller Generationen keine Seltenheit. Kommen Gäste, gibt es Kognak — und sei es beim Frühstück. Kommen keine, gibt es manchmal trotzdem welchen. Es gibt keinerlei Regel, wann getrunken wird und wann nicht. Genauso gibt es überhaupt keinen Rhythmus, wann gegessen wird. Meistens natürlich abends, aber wie bereits erwähnt ist abends eine schwammige Definition.
Wenn ich konnte, habe ich das Frühstück in Deutschland verschlafen. Jetzt erst wird mir bewusst, was ich da eigentlich verpasst habe. Frühstück gibt es in Georgien nicht. Es gibt nämlich keinerlei Unterschied zwischen den Mahlzeiten. Wenn meine Gastoma mich ermuntert, Kuchen mit Kohlrouladen zu kombinieren, lehne ich meistens dankend ab. Die fehlende Strukturierung wirkt sich allerdings nicht auf die Qualität der georgischen Küche aus. Sie ist großartig und verdient ein andermal einen eigenen Absatz.
Rotwein wird überhaupt nicht getrunken, weil man davon so schnell Kopfschmerzen bekommt. Bei den Mengen ist das auch nicht verwunderlich.
Deutsch i bims.
Was heißt es eigentlich, »Deutscher« zu sein? Wie sehr beeinflusst die Nationalität die eigene Identität?
Bevor ich ausgereist bin, habe ich mich nie als Deutscher gefühlt, auch nicht als Franzose — eher so als jemand, der das Glück, hat in einem Land zu leben, wo Wohlstand und Frieden herrschen. Erst die Begegnung mit einer so anderen Kultur und auch dem darin verwurzelten Bilde eines Deutschen, hat mich mit meiner eigenen kulturellen Identität konfrontiert. Das Verlassen aller bekannten Selbstverständlichkeiten erlaubt es erst richtig, diese als das zu sehen was sie sind: Kulturspezifisch und relativ. Das richtige Erleben anderer Sitten und Bräuche und der Versuch, sie zu verstehen, führt gleichzeitig dazu, diesen Versuch auf die eigenen Traditionen zu übertragen. Ich blicke auf meine Heimat mit anderen Augen. Ich sehe Dinge, die ich vorher nicht sah. Ich sehe mich selbst neu.
Ist der Mensch also nichts weiter, als ein Kind seiner angestammten Kultur? Nun, seit fast einem halben Jahr bin ich hier, und es hat gezeigt, dass das nicht stimmt: Georgien ist meine zweite Heimat geworden.
Euer Johann
PS: Unter diesem Link findet Ihr einen meiner neuen Filme. Es geht um das »Heretoba«-Festival in Lagodekhi. Schaut vorbei 😉
PPS: Unter der Rubrik »Bilder« gibt es noch mehr zu sehen.
Klar, keiner freut sich, morgens um Sieben von mit einem Messer bedroht zu werden. Natürlich ist sowas zu jeder Uhrzeit blöd, allerdings um sieben ganz besonders, denn morgens ist in Georgien noch nicht allzu viel los. So konnte ich, als das kleine Unglück geschah, niemanden zu Hilfe holen. Glücklicherweise schaffte ich es, in eine McDonalds-Filiale nebenan zu fliehen. Danke Macces. Schön das es dich gibt.
Der Tag, an dem das passiert ist, sollte später noch ein ganz besonderer Tag werden: Es war der Tag des Aufbruchs zu meinem Einsatzplatz. Für mich ging es nach Lagodekhi, einer kleinen Stadt am fast letzten Zipfelchen Georgiens. Für Katja ging es in die entgegengesetzte Richtung, nach Ozurgeti. Johanna machte sich ebenfalls nach Westgeorgien, nach Kutaissi auf. Hanna, Lotte, Leonie und Benedikt bleiben in Tbilisi und halten dort die Stellung. Ihre Blogs sind unten verlinkt.
Lagodekhi
In Lagodekhi wurde ich herzlich von einer fünfköpfigen Familie aufgenommen, die ich jetzt schon glücklich meine Gastfamilie nennen kann. Großmutter »Bebo« wacht über alles, ganz besonders aber über die Küche. Tamuna, meine Gastmutter ist gleichzeitig meine Chefin in der NGO. Ihr Mann, Giorgi ist hoher Verwaltungsbeamter im Rathaus. Mein Gastbruder Tazo ist genauso alt wie ich und bereitet sich auf sein Studium vor. Bei mehreren Gläsern Wein haben wir uns bereits die Bruderschaft geschworen. Des öfteren ziehen wir gemeinsam des Abends durch die Straßen. Deme ist Tazos Bruder und der Jüngste im Haus. Auch wenn nur Tazo Englisch spricht, könnte der Kontakt kaum herzlicher sein. Dafür bin ich dankbar. Seit kurzem bin ich sogar ein Kargi Bitschi. Als Kargi Bitschi, was »guter Junge« bedeutet, sage ich dann natürlich »Madloba« — das heißt danke.
Doch nicht Vardisubani?
Ursprünglich hieß es, ich solle in dem Dorf Vardisubani leben und arbeiten, doch meine Mentorin hielt es für besser, mich in einer etwas größeren Stadt einzuquartieren. Nach den ersten zwei Wochen bin ich wirklich dankbar für diese Entscheidung. Der Unterschied zwischen Dorf und Stadt ist definitiv bemerkbar. Der allgemeine Lebensstandard ist in Lagodekhi weitaus höher. Einerseits bleibt mir so der »Kulturschock« weitestgehend erspart, dafür mindern sich aber andererseits die interessanten Herausforderungen des wirklich ganz, ganz anderen Alltags auf dem Dorf.
Aber auch schon in Lagodekhi ist der Alltag anders als in Deutschland, und der Vorteil gegenüber dem Dorf überwiegt, hier weitaus mehr Möglichkeiten zu haben. Das Zentrum ist von mir Zuhause aus in zwei Minuten erreichbar und grade mal zehn Minuten dauert es bis zum Nationalpark. Hier passiert doch mehr, als man von einer Stadt mit — genau weiß das keiner — ca. sechs bis zwölftausend Einwohnern erwartet. Es gibt Restaurants und ein Café, neben dem bald ein neuer Club aufgebaut werden soll. Die Verantwortlichen gehören zu der aufstrebenden, westwärts gerichteten Jugend, die überall (aber besonders in Tbilisi) aktiv ist. Einige davon durfte ich bereits kennenlernen. Über meine Hilfe beim Aufbauen des Clubs und bei weiteren Projekten freuen sie und ich mich.
Die erste Dienstbesprechung
Am ersten Tag, nachdem ich mein Zimmer vorläufig eingerichtet hatte, ging es direkt weiter ins Büro. Das Büro gehört der kleinen NGO »საგა« (SAGA, Sakartvelos Samokalako Ganvitaribis Asotsiatsia). Das heißt so viel wie: »Organisation zur Zivilentwicklung Georgiens«. Saga lässt sich als eine Art Tochter- oder Partnerorganisation von CSRDG beschreiben. Aus diesem Grund begleitete mich meine Ansprechpartnerin von CSRDG, Nino, und stellte mich den Anwesenden vor: Das waren meine Chefin, die wie bereits erwähnt auch meine Gastmutter ist, eine direkte Kollegin und fünf weitere Koordinatorinnen aus den umliegenden Gemeindezentren. Diese stellten sich ebenfalls vor und wir tauschten gegenseitige Erwartungen aus. In der Runde sprachen nur zwei Personen Englisch — Nino und ich — weshalb sich das ganze als etwas schwierig herausstellte. Gemeinsam stellten wir den Plan für die ersten Wochen auf. Leider auf Georgisch. Die Koordinatorinnen werden meine direkten Ansprechpartner sein, wenn ich in den Gemeindezentren Angebote für Jugendliche durchführe.
Während der ersten Wochen heißt es erstmal nur mitlaufen. Jeden Tag fuhr Nodari einige Kolleginnen, meine Chefin und mich jeweils in ein anderes Dorf. Nodari ist der Fahrer von SAGA und die einzige männliche Verstärkung im Büro.
Im jeweiligen Dorf angekommen, erwartete uns entweder eine Präsentation, eine Eröffnungsfeier oder beides in einem. Einige Dinge sind mir besonders in Erinnerung geblieben. In einem Dorf (auf der Karte nicht zu finden, und den Namen habe ich vergessen) beispielsweise, hat eine Bürgerinitiative gebrauchte Bücher gekauft und damit eine Bibliothek eingerichtet. Unser Wohnzimmer in Minden ist größer und enthält wahrscheinlich auch mehr Bücher, aber gerade das ist faszinierend. Seitens des Staates gibt es eben keine Unterstützung und die Bevölkerung muss sich selbst helfen. Das funktioniert gut, der Rückhalt der Bevölkerung ist groß und die Resonanz gut. Anderorts hatte eine Frau alleine, anfangs ohne die geringste Ahnung wie es ging, eine Organisation gegründet um eine Art Volkshochschule aufzubauen. Jetzt, zwanzig Jahre nach der Gründung, belegt ebendiese Schule ein ganzes Unternehmensgebäude und hilft so Jugendlichen, insbesondere aber Frauen, eine berufliche Laufbahn einschlagen zu können.
Anderorts werden Jugendliche begleitet, ein Fitnesszentrum einzurichten. Kombiniert mit Aufklärungsarbeit über gesundheitliche Fragen besteht dort ein attraktiver Anlaufpunkt für die Jugendlichen. Während der Präsentation warteten ebendiese Jugendlichen ungeduldig darauf, endlich an die Geräte zu dürfen.
Das sind nur einige Eindrücke aus den vielen Besuchen. So verschieden sie auch waren, eine Sache war bei allen gleich: Die auf die Präsentation folgende Supra.
»Gaumardschos!«
Essen und Trinken gehört zur georgischen Kultur wie Maria zu Josef und anders herum. Bei der »Supra« verbindet sich beides zu einem Ritual, das weit über die weltlichen Umstände hinaussteigt. Das Essen und der Wein tragen zu einer Art Apotheose bei. Jede »Supra« läuft anders ab, und zu Anfang bleibt es immer eine Überraschung wie sie enden wird. Ein paar Allgemeinheiten lassen sich trotzdem festmachen. Man könnte den Begriff »Supra« mit Gelage übersetzen, doch so richtig gerecht wird dieser Begriff der Sache nicht.
Im Laufe der Supra werden die Teilnehmer immer voller, und die Gläser nie leer. Gleiches gilt für die Speisen. In Georgien ist es nicht üblich, die Gerichte vollständig aufzuessen. Falls doch mal alles verschwindet, kann es sogar vorkommen, dass im Restaurant etwas nachbestellt wird, damit es so aussieht, als hätte man nicht alles gegessen. Das passiert allerdings selten, denn meistens wird schon anfangs so viel bestellt, dass sowieso etwas übrig bleibt. Wichtig dabei ist, dass bei Supras — sowohl im Restaurant als auch zuhause — nicht jeder sein eigenes Essen hat, sondern sich alle von den unzähligen Speisen in der Mitte des Tisches bedienen. Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst ist ein Lerndienst und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, lernt man hier ganz gut.
Jede Supra wird von einem »Tamada«, dem Tischmeister geleitet. Die Autorität des Tamada variiert von Supra zu Supra. Manche nehmen eine einnehmende Rolle ein, manche eher eine kleinere. Meistens übernimmt der Hausherr und Gastgeber diese Aufgabe, festgelegt ist dies aber nicht. Ein geübter Tamada erkennt, wenn die Zeit zum Anstoßen reif ist. Etwa alle fünf Minuten beginnt er, einen Trinkspruch zu sagen. Der Erste geht auf Gott. Der Zweite meistens auf Georgien.
Dann auf die Vorfahren. Auf die Geschwister. Auf die Frauen. Auf das Essen. Einfach auf Alles. Nach jeder Rede folgt ein »Gaumardschos!«, was so viel wie »Prost!« heißt. Anschließend wird getrunken. Der Profi leert sein Glas in einem Zug, wer es nicht tut, braucht sich nicht schämen. Jeder trinkt soviel er kann. Nachdem diese Prozedur vollzogen ist, wird jedes Glas wieder aufgefüllt, unabhängig davon wie voll (oder leer) es vorher war. Wichtige Regel: Bis zum nächsten »Gaumardschos!« darf aus diesem Glas nicht mehr getrunken werden.
Bei der letzten Supra, nach gefühlt zweiundfünfzig »Gaumardschos!« — es war ca. 21 Uhr — ermahnten mein Gastbruder und ich uns jedes Mal nur noch mit »zota«, »zota!«. Das heißt so viel wie »ein wenig« und naja, nach weiteren zwanzig »Gaumardschos!« war das auch wirklich nötig.
An Neujahr, wenn in Georgien Weihnachten gefeiert wird, kommen alle Verwandten zusammen und eine Riesen-Supra ist angesagt. Giorgi, mein Gastvater, hat mich eingeladen, an diesem Tag das erste Mal die Rolle des Tamada zu übernehmen. Was für eine Ehre! Und wahrscheinlich auch die beste Motivation, bis dahin ausreichend Georgisch zu lernen.
Einen Haushalt mit sieben Leuten, das kenne ich irgendwoher. Aber ohne meine Mama?! An dieser Stelle ein kleines Dankeschön an meine Eltern: War doch ganz gut, das Ihr mir das Spülen gebracht habt.
Ohne System schlagen wir uns irgendwie durch, und es funktioniert. Jeder hier im Haus übernimmt abwechselnd die Aufgaben die anfallen. Wirklich praktisch dabei ist, dass die Supermärkte 24/7 geöffnet haben.. Die Freiheit, immer das kochen zu können was man kochen will und wann man will (ob am Ende etwas draus wird ist eine andere Sache), genieße ich sehr.
Tatsächlich sind in genossenschaftlichen Kochstunden schon einige Dinge entstanden: Über Chinkali (ein georgisches Nationalgericht), Melonensalat, Ratatouille, selbstgemachtes Brot bis hin zu — wer hätte es gedacht— Nudeln.
Getrunken wird natürlich auch. Aus großen 10-Liter Kanister füllt sich jeder etwas ab. Also Wasser, versteht sich.
Die Flaschen werden nicht recycelt, die landen im Hausmüll (da landet alles drin), oder auf der Straße. Dem georgischen Wein haben wir uns auch schon gewidmet. Schmeckt gut.
Das hört sich jetzt wie Urlaub an und fühlt sich auch so an. So einen Sommer hatten wir dieses Jahr in Deutschland noch nicht. Einen Pullover brauchen wir hier nur, wenn Abends die 25 Grad Grenze unterschritten wird (passiert selten).
Bombenstimmung
Also, Urlaubswetter, Urlaubsstimmung…wäre da nur nicht diese eine Sache. Diese Sache, die uns zwingt früh aufzustehen, die uns viel mehr ins Schwitzen bring als 33 Grad Celsius. Eine Sache die mich verdächtig an Lateinunterricht in der neunten Klasse erinnert:
Georgisch lernen.
Jeden Tag bekommen wir vier Stunden Georgischunterricht. Ab und an gibt es eine Fünfminutenpause. Glücklicherweise handelt es sich meistens um sehr georgische »fünf« Minuten. Dazu dann Nachmittags lernen. Die wenigsten Vokabeln lassen sich in irgendeiner Weise ableiten. Und wenn, sind das dann Vokabeln wie »Butterbrodi« und»Wunderkindi«.
Ein Wiedersehen mit dem Ablativ habe ich mittlerweile verkraftet. Wer auch Latein hatte oder hat, weiß Bescheid 😉
Immerhin, die ersten Einkäufe auf georgisch habe ich schon gemeistert.
…endet im besten Fall mit einer Landung. Die unsere in Tbilisi war zwar etwas holprig, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Aussteigen durften wir auf dem Rollfeld. Ein Horizont war nicht zu sehen. Hinter dem Rollfeld streckten sich Lichtbahnen in den Himmel. Lichtbahnen aus vielen einzelnen Punkten, die die Berghänge der Hauptstadt erahnen ließen. Durch die heiße Luft der Flugzeuge, schienen diese Lichtflecken im Nachthimmel zu flackern. Ein magischer Moment. Der erste Blick auf Tbilisi war wunderschön… Jedenfalls bei Nacht.
Am Flughafen wurden wir sieben Freiwillige von Levan, unserem Landesmentor empfangen. Während der darauf folgenden Fahrt habe ich mal versucht zu herauszufinden, ob in Georgien Rechts- oder Linksverkehr die Regel ist. Unser Fahrer fuhr rechts. Also meistens. Es sieht wohl nach Rechtsverkehr aus. Unterwegs waren wir in einen kleinen Vorort Tbilisis, wo Levan bereits ein Haus angemietet hatte. Dort wartete ein großer Garten auf uns und für jeden ein Bett. Für die nächsten drei Wochen werden wir hier leben.
Am nächsten Tag sind wir bei, fast schon zu warmen 24 Grad, in den kleinen Ort gegangen, um für die ersten Tage einzukaufen. Obwohl die Zigaretten umgerechnet nur zwei Euro kosten, haben wir uns trotzdem erstmal auf die lebenswichtigen Dinge konzentriert: Georgischen Wein zum Beispiel. Klopapier. Kekse. Spülmittel…
Tbilisi
Später am Nachmittag war es dann soweit: Levan nahm uns mit nach Tbilisi. Allein der Weg dort hin ist abenteuerlich. Unser Busfahrer stand häufiger vor demselben Problem: Was tut man, wenn man WhatsApp benutzen will, gleichzeitig Schalten und Lenken muss und letztendlich doch nur zwei Hände hat?
Keine Angst, angekommen sind wir trotzdem.
Tbilisi ist eine dreckige Stadt, Tbilisi ist eine schöne Stadt: Tbilisi ist eine vielseitige Stadt. Ein bisschen schlecht habe ich mich schon gefühlt, mit meinen zweihundert Millimetern auf der Kamera. Wie ein gewöhnlicher Tourist. Eigentlich bin ich ja Freiwilliger.
Ok, genug Arroganz für heute.
Die Bilder könnt Ihr unter der Rubrik — Achtung festhalten — »Bilder« anschauen.
Ein Abend in Georgien
Bei angenehmen 24 Grad eine urdeutsche Linsensuppe zu essen, die zudem von einem Georgier gekocht worden ist, war schon mal eine kulinarisch wie gemeinschaftliche Bereicherung. Mein Versuch den anderen Freiwilligen später Doppelkopf beizubringen war leider nicht so erfolgreich. Gut, um 23:45 damit anzufangen ist vielleicht etwas optimistisch. Ein gelungener Abend war’s trotzdem.
Wie die meisten wahrscheinlich schon wissen (der Blogtitel hält es ja sowieso nicht geheim) werde ich dieses Jahr nach Georgien ausreisen. Dieses Jahr? Eigentlich schon übermorgen…
Mit Brot für die Welt werde ich für ein Jahr einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst absolvieren. Was sich hinter diesem etwas kryptischen Begriff verbirgt lässt sich so erklären. Brot (Ja, irgendwann sagt man nur noch Brot) schickt jedes Jahr etwa dreißig Freiwillige in fünf verschiedene Länder. Kamerun, Costa Rica, Kambodscha, Sambia und eben Georgien. Dort sollen wir die Partnerorganisationen von Brot vor Ort unterstützen, unseren politischen Horizont erweitern und neue Erfahrungen für uns und unser Umfeld sammeln.
Meine Aufgabe wird es sein, von einem kleinen Dorf aus, Vardisubani, Jugendangebote in den lokalen Gemeindezentren der Umgebung durchzuführen. Das können ganz verschiedene Angebote sein: Von Bastelarbeit, Nachhilfe bis hin zu Planspielen und Kunstprojekten. Eben Jugendarbeit. Natürlich nicht zu vergessen: Filmemachen. Zusammen mit Jugendlichen möchte ich Filme planen, drehen und schneiden. Wie Ihr wisst, mache ich das ja ganz gerne…und direkt am Fuße des Kaukasus ist das bestimmt gar nicht so übel 😉
Die Partnerorganisation über die das ganze läuft, heißt CSRDG (Centre for Strategic Research and Development). Die Organisation entstand kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und hat sich zum Ziel gesetzt, die ländliche Entwicklung in Georgien zu fördern. Das heißt, dass der Kontakt von Bevölkerung zur Politik verstärkt und eine Basis für selbstorganisierte Initiativen geschaffen werden soll. Lokale Gemeindezentren sollen als Anlaufstelle für die Bevölkerung dienen, damit dort Belange hervorgebracht werden können, und ein Austausch stattfindet.
Warum Georgien?
Warum nicht? Meine Entscheidung hing primär vom Einsatzplatz ab, und nicht vom Land. Kinder gibt es überall, spielbegeisterte Kinder erst recht. Aber georgischen Wein, gibt es den überall? Tatsächlich hat mich das Land und die Kultur neugierig gemacht. Ich freue mich auf die Landschaft, auf neue Kontakte und eben auf das Land. Ich hoffe, durch dieses Jahr, eine neue Sichtweise zu erhalten, Dinge anders zu sehen und mich selbst Herauszufordern.
Wenn Ihr Fragen habt, lass es mich wissen, per Kommentar, Mail oder auch Whatsapp. Ich freu mich drauf. Bis bald und bleibt dabei;)